- Französisch-Piemontesischer Krieg
- Französisch-Piemontesischer KriegDie italienischen Einigungsbestrebungen während der europäischen Revolutionen 1848/49 waren ebenso ohne Erfolg geblieben wie die Bemühungen der italienischen Freiheitskämpfer, die österreichische Fremdherrschaft abzuschütteln. Aber die nach nationaler Einheit und Freiheit verlangenden Kräfte wurden auch durch die Rückschläge und Niederlagen nicht entmutigt, zumal sie in dem liberalen Realpolitiker Camillo Benso Graf von Cavour eine überragende Führungspersönlichkeit besaßen.1847 hatte Cavour in Turin die Zeitschrift »Il Risorgimento« (= Wiedererstehung), die der Freiheitsbewegung den Namen gab, gegründet. Seit 1852 leitete er als Ministerpräsident die Geschicke des italienischen Königreiches Piemont-Sardinien, die Keimzelle des künftigen italienischen Nationalstaates. Mit einer konsequenten Liberalisierung und Modernisierung seines Landes schuf er die Voraussetzungen für die Entstehung eines italienischen liberalen Einheitsstaates.Um die italienische Frage in das Bewusstsein der Westmächte zu rücken, trat er 1855 an der Seite Großbritanniens und Frankreichs mit einem starken Truppenkontingent in den Krimkrieg gegen Russland ein. Sein vehementes Engagement für das italienische Problem auf dem Pariser Friedenskongress blieb vorerst ohne sichtbare Reaktion seitens der Westmächte, aber 1858 sagte ihm in einem Geheimtreffen in Plombières Kaiser Napoleon III. Unterstützung in einem Krieg gegen Österreich zu, wenn es gelänge, die Österreicher durch Provokation als Angreifer erscheinen zu lassen.Der Plan gelang: Österreich erklärte Piemont-Sardinien nach Ablehnung eines Ultimatums 1859 den Krieg. Die Österreicher wurden von den vereinigten italienischen und französischen Truppen (die erstmals mit der Eisenbahn herangeführt wurden) im Juni bei Magenta und schließlich bei Solferino geschlagen. Das Grauen dieses Krieges veranlasste einen Augenzeugen, den schweizerischen Kaufmann Henri Dunant, die Gründung des »Roten Kreuzes« als internationaler Hilfsorganisation anzuregen.Nach den beiden siegreichen Schlachten verständigte sich Napoleon III. jedoch mit dem österreichischen Kaiser Franz Joseph am 12. Juli im Vorfrieden von Villafranca. Er wollte einer Ausweitung des Krieges durch ein Eingreifen Preußens am Rhein zuvorkommen, außerdem erschreckte ihn die Eskalation der italienischen Aufstandsbewegung in Mittelitalien, wo die »Società nazionale« die Fürsten vertrieben hatte.Österreich trat die Lombardei an Frankreich ab, die 1860 an Piemont weitergegeben wurde. Venetien blieb unter habsburgischer Herrschaft, auch die österreichischen Regenten in der Toskana und in Modena sollten wieder in ihre Rechte eingesetzt werden. Cavour trat aus Protest gegen den Treubruch des französischen Kaisers zunächst zurück, der die italienische Freiheitsbewegung mit seinen Zusagen zum Krieg gegen Österreich ermutigt und sie dann im Stich gelassen hatte. Im Frieden von Zürich im November 1859 wurden die Vereinbarungen von Villafranca bestätigt.
Universal-Lexikon. 2012.